Mikroalgen in der Humanernährung - eine sinnvolle Zukunftsperspektive? [21.05.19]
Chlorella, Spirullina und AFA Alge: Mikroalgen haben als Superfoods längst Einzug in die Reformhausregale gefunden. Durch ihr außergewöhnliches Nährstoffprofil und ihre alternativen Züchtungsmethoden könnten sie jedoch viel mehr als nur ein kurzlebiger Food Trend sein. Als nachhaltige Nähstoffquelle könnten Mikroalgen zur Bewältigung der Anforderungen einer wachsenden Weltbevölkerung dienen. Hohenheimer Wissenschaftler stellen in diesem Übersichtsartikel die Anwendungsmöglichkeiten und Potentiale von Mikroalgen dar.Originalpublikation
Neumann, Ulrike; Bischoff, Stephan (2018): Mikroalgen in der Humanernährung – eine sinnvolle Zukunftsperspektive? In: Aktuel Ernahrungsmed 43 (02), S. 102–110. DOI: 10.1055/a-0595-6520.
Abstract
Unter Mikroalgen fasst man mikroskopisch kleine, Fotosynthese betreibende Organismen zusammen, die in aquatischen Umgebungen vorkommen. Sie enthalten eine Vielzahl von Nährstoffen, darunter auch Proteine, Kohlenhydrate, Carotinoide, Vitamine, Mineralstoffe und Fettsäuren. In Lebensmitteln verarbeitet findet man heutzutage vor allem die Grünalge Chlorella und das Cyanobakterium Arthrospira.
Die steigende Weltbevölkerung bei gleichzeitig begrenztem Ackerland wird in den nächsten Jahren zu einer noch stärkeren Nahrungsmittelknappheit führen. Aus diesem Grund sind Mikroalgen in den vergangenen Jahren in den Fokus der Wissenschaft gerückt. Neben einem guten Nährstoffprofil sind sie nämlich nicht auf landwirtschaftliche Nutzflächen angewiesen, sondern können in Ponds oder Fotobioreaktoren gezüchtet werden.
Allerdings sind Mikroalgen bisher noch wenig in der menschlichen Ernährung verbreitet. Dies könnte zum einen daran liegen, dass bislang nur wenige der über 200 000 Arten für den menschlichen Konsum zugelassen sind. Des Weiteren spielen vor allem die Geschmacksveränderungen, die mit einem erhöhten Mikroalgenanteil einhergehen, und die hohen Produktionskosten eine große Rolle.
Nichtsdestotrotz weisen Mikroalgen eine Vielzahl von bioaktiven Komponenten auf, die potenzielle gesundheitliche Vorteile besitzen. Neben immunmodulatorischen und antioxidativen Effekten weisen sie präbiotische, antivirale und entgiftende Wirkungen auf. Außerdem sind Mikroalgen eine vegane Quelle für Omega-3-Fettsäuren, was zum Schutz der Ressource Fisch beitragen könnte.
Mikroalgen besitzen ein großes Potenzial als nachhaltiges Nahrungsmittel, das über Makro- und Mikronährstoffe verfügt, sowie als gesundheitsfördernde Nutraceuticals, die einen positiven Mehrwert für die menschliche Gesundheit liefern können. Dennoch steckt die Forschung zu ihnen noch in den Kinderschuhen und die nahe Zukunft wird Aufschluss darüber geben, ob sie auch in Zukunft fester Bestandteil unserer Ernährung werden.