Neue ESPEN-Richtlinien: Wie man Mangelernährung bei COVID-19 Patienten vorbeugt    [18.07.20]

Die aktuelle COVID-19 Pandemie stellt Gesundheitssysteme weltweit auf die Probe und fordert weiterhin unzählige Todesopfer. Besonders ältere und immungeschwächte Patienten können durch das Virus schwer erkranken und versterben. Personen dieser Risikogruppen sind zudem besonders häufig von Mangelernährung betroffen, welche wiederum die Prognose einer Corona-Infektion verschlechtern kann. Daher könnten standardisierte Screenings und ein gut durchdachtes Ernährungsmanagement in Kliniken, den Krankheitsverlauf von Corona Patienten abmildern, Überlebenschancen erhöhen und letztendlich das Gesundheitssystem entlasten. In einem neuen praktischen Leitfaden, bewertet die Europäische Gesellschaft für Ernährung und Stoffwechsel (ESPEN) die Bedeutung der Ernährungstherapie für intensivbehandelte COVID-19 Patienten. Zudem enthält der Leitfaden 10 praktischen Empfehlungen für das Ernährungsmanagement auf Intensivstationen im Kontext der Corona Pandemie.

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Publikation

Barazzoni, R., Bischoff, S.C., Breda, J., Wickramasinghe, K., Krznaric, Z., Nitzan, D., Pirlich, M., Singer, P., 2020. ESPEN-Expertenerklärungen und praktischer Leitfaden für das Ernährungsmanagement von Patienten mit SARS-CoV-2-Infektion. Aktuelle Ernährungsmedizin 45, 182–192. doi.org/10.1055/a-1179-9594

Abstract

Die COVID-19-Pandemie stellt Patienten und Gesundheitssysteme weltweit vor außergewöhnliche Herausforderungen und Bedrohungen. Akute Atemwegserkrankungen, die eine intensivmedizinische Therapie erfordern, sind eine Hauptursache für Morbidität und Mortalität bei COVID-19-Patienten. Es wird berichtet, dass immungeschwächten Personen, zu denen ältere Menschen, polymorbide Patienten sowie unterernährte Personen im Allgemeinen gehören, eine schlechtere Prognose und eine höhere Mortalität droht. Intensivmedizinische Behandlung, Polymorbidität und höheres Alter sind mit einem hohen Risiko für Unter- und Mangelernährung assoziiert, was per se einen relevanten Risikofaktor für eine höhere Morbidität und Mortalität bei chronischen und akuten Erkrankungen darstellt. Wichtig ist auch, dass längere Aufenthalte auf Intensivstation, wie sie für die Stabilisierung von COVID-19-Patienten häufiger erforderlich sind, und längere Aufenthalte auf der Intensivstation per se Unter- und Mangelernährung verursachen oder verschlechtern. Dabei kommt es auch zu schweren Verlusten von Skelettmuskelmasse und -funktion und folglich zur Behinderung, zu eingeschränkter Lebensqualität sowie zusätzlicher Morbidität. Prävention, Diagnostik und Therapie von Unter- und Mangelernährung sollten daher routinemäßig bei der Behandlung von COVID-19-Patienten berücksichtigt werden. Im vorliegenden Dokument möchte die Europäische Gesellschaft für klinische Ernährung und Stoffwechsel (ESPEN) anhand von 10 praktischen Empfehlungen präzise Vorschläge für das Ernährungsmanagement von COVID-19-Patienten anbieten. Die praktischen Anleitungen betreffen Patienten auf Intensivstation und Personen mit höherem Alter und Polymorbidität, die mit Mangelernährung und deren negativen Auswirkungen auf das Überleben assoziiert sind.

 

 

 


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